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Nervenschmerzen diagnostizieren
Lernen Sie mehr über verschiedene Schmerzbehandlungen und Methoden zur Diagnosestellung von Schmerzen.
Nervenschmerzen, sog. neuropathische Schmerzen, und zentralisierte Schmerzzustände sind häufig, werden oft aber nicht oder erst verzögert diagnostiziert. Der Leidensdruck ist aber hoch und oft werden die Patient*Innen von ihrer sozialen Umgebung nicht ernst genommen und die Lebensqualität leidet extrem.
Siehe auch Abschnitt ‘Beschwerden – Nervenschmerzen’ für mehr Details. Häufige Nervenschmerzerkrankungen sind:
- Postherpetische Neuralgie
- Unfallbedingte Nervenverletzung
- CRPS (Morbus Sudeck)
- Chronische Rückenschmerzen
- Schmerzhafte Polyneuropathie bei Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus)
- Nach Chemotherapie
- Fibromyalgie / Widespread Pain
Neuropathische und zentralisierte Schmerzen haben typische klinische Zeichen.
Hyperalgesie – Ein üblicherweise schmerzhafter Reiz (z.B. Zahnstocher) wird deutlich verstärkt schmerzhaft wahrgenommen als in einem nicht-betroffenen Körperareal.
Hypästhesie – Ein Reiz durch leichte Berührung, Temperatur oder Vibration wird weniger stark wahrgenommen.
Allodynie – Ein normalerweise schmerzloser Reiz(z.B. Berührung mit einem Pinsel oder Watte) wird als schmerzhaft wahrgenommen.
Erhöhte Schmerzsensibilität – Chronische Schmerzen haben oft eine erhöhte Schmerzsensibilität zur Folge. Die Empfindlichkeit für Schmerzen steigt.
Die Untersuchung erfolgt möglichst an der Stelle maximaler (sensorischer) Symptome. Dieses im Vergleich mit einer gesunden, nicht betroffenen Stelle.
QST – Nervenschmerzen und zentralisierte Schmerzzustände werden im professionellen Setting mittels einer “quantitativ sensorischen Testung” (QST) gesucht und diagnostiziert.
QST stellt eine psychophysische Methode zur Quantifizierung des Funktionsstatus des somatosensorischen Systems dar. QST bewertet alle Arten von afferenten (sensiblen) Nervenfasern durch Anwenden von quantitativen und abgestuften Stimuli (abgestufte von-Frey-Haare, mehrere Nadelstich-Stimuli, Druckalgometer, quantitatives Thermo Testing, Stimmgabel usw.) unter Verwendung spezifischer Test-Algorithmen. Um eine QST korrekt durchführen zu können, ist eine gewisse Erfahrung und auch eine spezifische Ausrüstung notwendig.
Wichtig zu wissen ist, dass eine QST-Untersuchung zwar sinnvoll sein kann, jedoch nicht unbedingt notwendig ist, um eine neuropathische Schmerzerkrankung zu erkennen. QST-Untersuchungen werden nicht am ISSZ durchgeführt, sondern hierfür erfolgt nach Indikationsstellung einen Zuweisung an unser Partnerinstitut IISZ in Zürich.
Wenn klinische Hinweise auf eine neuropathische Schmerzerkrankungen bestehen und eine genauere Abklärung notwendig wird, kann die QST ein hilfreiches diagnostisches Instrument sein. QST ermöglicht es, zwischen neuropathischen und nicht-neuropathischen Schmerzzuständen zu unterscheiden. Wenn standardmässige elektrophysiologische Tests normal erscheinen und der Verdacht auf eine Neuropathie der kleinen Fasern weiterhin besteht, kann QST Defizite der Funktion der sensorischen Nervenfasern aufdecken.
QST hat keinen eigenen Diagnosewert und sollte als zusätzliches Diagnosewerkzeug verwendet werden. Es muss in einen weiten Kontext gestellt und zusammen mit den Ergebnissen klinischer Untersuchungen am Krankenbett, Schmerzfragebögen, Studien zur Geschwindigkeit der sensorischen Nervenleitung (Elektroneurographie) und somatosensorisch evozierten Potentialen interpretiert werden.