Home » Beschwerden » Rückenschmerzen
Rückenschmerzen
Lernen Sie mehr über häufige Schmerzerkrankungen, deren Entstehung und den Schmerzmechanismus.
Einordnung
Rückenschmerzen sind häufig. 88% der Befragten einer repräsentativen Umfrage zu Rückenschmerzen und Verspannungen der Rheumaliga Schweiz bejahen in den letzten 12 Monaten Rückenschmerzen oder Verspannungen gehabt zu haben. 50% hiervon sogar mehrmals pro Woche bis mehrmals im Monat. Frauen sind häufiger betroffen. Rückenprobleme zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden in der heutigen Gesellschaft. Sie betreffen alle Altersklassen und sind weltweit der Hauptgrund für körperliche Beeinträchtigungen.
Oft treten sie plötzlich auf, nehmen dann aber auch spontan innerhalb einiger Tage bis Wochen wieder an Intensität ab und können spontan verschwinden. Dieses ohne spezifische Therapie. Medizinisch spricht man von nicht-spezifischen Kreuz-/Rückenschmerzen. Mindestens 8% der erwachsenen Schweizer*Innen leidet jedoch unter starken und/oder länger anhaltenden, chronischen Rückenschmerzen, die auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen sind. Diese spezifischen Schmerzursachen der Rückenbeschwerden sollten fachspezifisch untersucht und behandelt werden.
Ursachen und Diagnostik
Die Ursache von Rückenschmerzen ist oft schwierig genau festzustellen. Bei Erwachsenen sind es meistens alters- und belastungsbedingte, mechanische, sog. degenerative, Abnutzungen bestimmter anatomischer Strukturen der Wirbelsäule. Diese degenerativen Veränderungen sind zwar natürlich, können aber für die langanhaltenden und einschränkenden Beschwerden verantwortlich sein. Trotz sorgfältiger Anamnese und Untersuchung fällt es oft schwer, die Schmerzursache zu identifizieren. Selbst die modernsten radiologischen Verfahren -wie MRI, CT und PET-CT- helfen nicht immer weiter. Ursächlich hierfür ist, dass verschiedene anatomische Strukturen der Wirbelsäule im Verlauf des Lebens abnutzen und für die Schmerzen verantwortlich sein können. Häufig sind degenerative Veränderungen von Zwischenwirbelgelenken (Facettengelenken) und/oder Bandscheiben (Discus) der Grund der Beschwerden. Daneben gibt es diverese weitere Schmerzursachen, die z.B. auf die Reizung einer Nervenwurzel (Ischias) oder auch auf eine Überlastung der Rückenmuskulatur zurückzuführen sind.
Schmerzsymptome
Die individuellen Beschwerden, sog. Symptome, mit denen sich die Patient*Innen ärztlich vorstellen, sind abhängig von der Ursache. Einschiessende, stechende oder brennende Schmerzen sind u.a. für einen Nervenkompression (Hexenschuss) typisch, können aber auch seltener bei akuten Muskelverspannungen und chronisch als Zeichen einer Facettengelenksdegeneration vorkommen. Letztere können auch in die Extremität ausstrahlen (projizierter Schmerz) und auf diese Weise eine Nervenkompression imitieren, was die Diagnosestellung erschwert. Wenn neben den Schmerzen aber zusätzlich Gefühls- und/oder Kraftminderung in den Beinen auftreten, ist die Irritation einer Nervenwurzel wahrscheinlich.
Neben diese drei kurz skizzierten spezifischen Ursachen existieren viele andere.
Diagnosestellung
Um eine Diagnose stellen zu können, stehen eine detaillierte Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung im Vordergrund. Bildgebende Verfahren (MRI, CT, Röntgen) helfen in gewissen Fällen, sind aber nicht in jedem Fall zwingend erforderlich.
Ein sehr wichtiger Stellenwert in der Rückendiagnostik haben gezielte Testinjektionen. Unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle können gezielte Injektionen mit Lokalanästhetika vorgenommen werden. Erfolgt z.B. eine solche Testinjektion im Bereich eines fraglich schmerzenden Facettengelenkes, kann geprüft werden ob nach der Injektion der Schmerz zeitweise nachlässt oder nicht. Lässt der beklagte Schmerz nach, kann davon ausgegangen werden, dass der beklagte Schmerz von der betreffenden Struktur ausgeht.
Behandlungsmethoden
Die Behandlung chronischer Rückenschmerzen ist häufig komplex und unterscheidet sich massgebend von der Behandlung akuter Schmerzzustände am Rücken. Eine Therapie alleine ist oft nicht mehr ausreichend, weshalb eine gute Therapieplanung essentiell ist. Es ist hilfreich, wenn verschiedene Massnahmen aufeinander abgestimmt sind.
Im Behandlungskonzept bei chronischen Rückenschmerzen spielen Physiotherapie, manuelle Medizin, chiropraktische Behandlungen, komplementäre Behandlungen, Medikamente und Interventionen (=Infiltrationen) ein zentrale Rolle. Medikamentös kommen zumeist primär Basisanalgetika, wie NSAIDs/NSAR (=entzündungshemmende Schmerzmittel), Paracetamol und -wenn nicht wirksam- Metamizol zur Anwendung. Morphinpräparate, sog. Opioide, spielen heutzutage bei chronischen Rückenschmerzen keine Rolle mehr. Interventionelle Behandlungsansätze, wie Nervenwurzelblockaden, Thermoablation der Medial Branches der Facettengelenke, Steroid-Injektion der Facettengelenke, gepulste Radiofrequenzbehandlung des Dorsal Root Ganglions des Spinalnerven, neuromodulative Verfahren und chirurgische Massnahmen, können spezifisch zur Beschwerdelinderung angewendet werden.