Home » Beschwerden » Nackenschmerzen » Schleudertrauma
Schleudertrauma
Lernen Sie mehr über häufige Schmerzerkrankungen, deren Entstehung und den Schmerzmechanismus.
Einordnung
Mit Schleudertrauma oder auch HWS Beschleunigungstrauma ist eine Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule gemeint, welche durch plötzliche, ruckartige Beugung und Überstreckung des Kopfes infolge einer unerwarteten Krafteinwirkung bedingt ist.
Ursachen
Meistens wird ein Schleudertrauma durch einen KfZ-Unfall mit Heckkollision (Auffahrunfall) verursacht. Eine Verursachung durch Sportunfälle, Stürze und andere Gewalteinwirkungen auf die Halswirbelsäule ist auch möglich.
Symptome
Die typischen Zeichen und Symptome eines Schleudertraumas entwickeln sich meist innerhalb von Tagen nach der erlittenen Nackenverletzung. Hierzu zählen:
- Schmerz und Steifheit im Nacken
- Bewegungsabhängige Nackenschmerzen, aber auch im Bereich der Schultern und des oberen Rückens
- Einschränkungen des Bewegungsumfang im Nacken
- Kopfschmerzen im Bereich des Hinterkopfes
- Seltener Kribbeln und/oder Taubheitsgefühle in den Armen
- Müdigkeit und Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisstörungen
- Schwindel
- Verschwommenes Sehen
- Tinnitus
- Schlafstörungen
- Erhöhte Reizbarkeit
Schmerzchronifizierung
Die meisten Betroffenen mit Schleudertrauma können durch spezifische Übungen und Medikamente erfolgreich behandelt werden, so dass sie nach einigen Wochen kaum mehr Symptome haben. Einige Patient*innen erleben aber einen weniger erfreulichen Verlauf und entwickeln chronische Nackenschmerzen, die sie dann über Jahre hinweg begleiten können.
Es ist schwierig, eine Voraussage über den Genesungsverlauf. Risikofaktoren für einen schlechteren Verlauf und Schmerzchronifizierung können u.a. rasch auftretende, starke Nackenschmerzen, deutliche Einschränkung des Halswirbelsäulenmobilität und Schmerzausstrahlungen in die Arme sein. Zudem sind frühere, überstandene Schleudertraumaverletzung, ein höheres Lebensalter, vorbestehende Rückenschmerzen und Hochgeschwindigkeits-Unfälle mit einer schlechteren Prognose vergesellschaftet.
Diagnosestellung
Anamnese und körperliche Untersuchung stellen auch beim Schleudertrauma die Basis der Diagnostik dar. Bildgebung kann eine Rolle spielen, ist teils aber auch nicht wegweisend. Röntgenuntersuchungen, Computertomographien und auch MRIs können meist keine direkten Hinweise auf das Vorliegen eines Schleudertraumas liefern.
Behandlung
Zumeist ist der Heilungsverlauf nach HWS-Beschleunigungstraumata gutartig. Es tritt in diesen Fällen eine Besserung der Beschwerden in den ersten Wochen und Monate nach dem auslösenden Ereignis ein. Während der ersten Tage und Wochen nach einem Schleudertrauma stehen Schmerzbehandlung und die Wiederherstellung einer normalen Beweglichkeit im Zentrum aller therapeutischen Bemühungen. Ziel ist es möglichst zeitnah wieder gewohnte Aktivitäten nachgehen zu können. Der Heilungsprozess wird durch gezielten Medikamenteneinsatz und spezifische Nackenübungen positiv beeinflusst. Ausserdem können physikalische Massnahmen, wie z.B. Wärme oder Kälte-Anwendungen, sowie auch eine elektrische Behandlung mit TENS hilfreich sein.
Chronischer Verlauf
Patient*Innen, bei welchen es nicht zu einer klaren Besserung innerhalb von einigen Wochen kommt, leiden oft unter anhaltend starken Nackenschmerzen und haben eine schlechte Lebensqualität. Nach spätestens sechs Monaten sollte gezielt abgeklärt werden, ob eine Reizung der Facettengelenke der Halswirbelsäule (kleine Wirbelgelenke) Ursache für die anhaltenden Schleudertraumabeschwerden sind. Dazu werden im Rahmen eines standardisierten Vorgehens, ultraschall- oder röntgenkontrollierte Testinjektionen empfohlen. Sollten die typischen Nackenschmerzen infolge einer Testinjektion verschwinden, kann eine Behandlung mit Radiofrequenz oft eine anhaltende Linderung oder gar Schmerzfreiheit bewirken.