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Complex Regional Pain Syndrome (CRPS)
Lernen Sie mehr über häufige Schmerzerkrankungen, deren Entstehung und den Schmerzmechanismus.
Einordnung
Das CRPS (Complex Regional Pain Syndrome, ‘komplexes regionales Schmerzsyndom’) hat viele verschiedene Erscheinungsformen und Namen. Hierzu zählen Morbus Sudeck, Reflexdystrophie, Algodystrophie und sympathische Reflexdystrophie. Heutzutage sollte die international vereinheitlichte Begriff des Complex Regional Pain Syndrom (CRPS) genutzt werden. Trotz vieler Namen und der Erstbeschreibung vor > 150 Jahren ist das “Complex Regional Pain Syndrome” (CRPS) ungenügend verstanden. Betroffene Menschen leiden unter ständigen, oft schwergradigen Schmerzen.
Ursachen
Meistens ist die Ursache eine traumatische Verletzung. Dieses mit oder ohne Nervenverletzung. Typischerweise tritt die Symptomatik innerhalb von Wochen nach einer Verletzung auf. Verletzungen, die mit einem CRPS in Zusammenhang gebracht werden, können beispielsweise Knochenbrüche, Schnittverletzungen, chirurgische Eingriffe, Verbrennungen oder auch einfach eine Verstauchung sein.
Typisch ist, dass die Schmerzproblematik unüblich stark ist und länger als gemeinhin erwartet anhält. Normalerweise ist nur eine Extremität (z.B. eine Hand/Arm) betroffen. Sehr selten kann es aber zu einer Ausweitung der CRPS-Symptome auf andere Körperregionen kommen.
Der Entstehungsmechanismen eines CRPS ist unbekannt. Aufgrund der komplexen Natur der Symptome, scheint es unwahrscheinlich, dass diese Schmerzerkrankung eine einfache Ursache hat.
Symptome
Das Leitsymptom des CRPS ist Schmerz. Oft wird eine Kombination aus brennenden, stechenden und kribbelnden Schmerzen beschrieben.
Die Haut der betroffenen Gliedmasse kann überaus sensibel sein. Leichte Berührungen, die normalerweise nicht schmerzhaft sind, oder Veränderungen der Umgebungstemperatur, können intensive Schmerzen auslösen. Es treten sog. neuropathische Positivsymptome, wie Hyperalgesie und Allodynie, auf. Des Weiteren können plötzliche Schwellungen, Hautkoloritverfärbungen und Temperaturveränderungen auftreten. Parallel können Funktionseinschränkungen der Extremität vorliegen, wie steife Gelenke, Bewegungseinschränkung. Die Haut selbst kann überwärmt, gerötet und trocken erscheinen, zu einem späteren Zeitpunkt aber auch genauso kalt, bläulich und schweissig sein. Besonders auffällig sind verändertes Haar- und Nagelwachstum.
Des Weiteren können ‘komische Sensationen’, wie körperliche Entfremdung, vorliegen. Im Vergleich zur gesunden Extremität kann sich die betroffene Gliedmasse kleiner oder auch grösser anfühlen.
Diagnosestellung
Die Diagnosestellung eines CRPS ist schwierig. Es existiert kein Test oder Bildgebung, der eine zweifelsfreie Diagnose ermöglicht. Das CRPS wird üblicherweise durch den Ausschluss anderer Krankheiten, die ähnliche Symptome aufweisen, diagnostiziert. Im klinischen Alltag werden die sog. Budapest-Kriterien der IASP (International Association for the Study of Pain), die 2003 in Budapest erstellt wurden, genutzt.
Behandlung
Es ist wichtig, die Behandlung eines CRPS möglichst zeitnah und aggressiv zu beginnen, um einer Chronifizierung möglichst vorzubeugen und um eine Heilung zu unterstützen.
Die CRPS-Behandlung ist immer eine Kombination verschiedener therapeutischer Massnahmen. Das Behandlungsziel ist nicht nur eine Schmerzreduktion, sondern insbesondere auch die Funktionsverbesserung bzw. der Funktionserhalt der betroffenen Gliedmasse.
Der Behandlungsplan muss individuell auf den betroffenen Patienten abgestimmt werden. In der Regel werden nicht-medikamentöse, medikamentöse und ggf. auch interventionelle Massnahmen miteinander kombiniert. Behandlungsmassnahmen:
- Selbstmanagement
- Psychologische Unterstützung/Psychotherapie
- Ergo- und/oder physiotherapeutische Behandlung
- Medikamentöse Therapie
- NSARs/NSAIDs, z.B. Ibuprofen, Paracetamol, Metamizol
- Antineuropathische Medikamente
- Trizyklische Antidepressiva
- SSNRI – Antidepressiva
- Antiepileptika
- Opioide (nur bei starken unkontrollierten Schmerzen und nur unter enger ärztlicher Überwachung)
- Lokale / topische Medikamente
- Lokalanästhetika (z.B. Lidocain-Gel)
- Amitriptylin – Ketamin – Salbe
- DMSO – Salbe
- Serielle Infusionsbehandlungen mit Ketamin (NMDA-Rezeptor-Antagonist) Ketamin
- Interventionelle Behandlungen
- Repetitive Blockaden des sympathischen Nervensystems (Hand: Ggl. stellatum, Fuss: Grenzstrang)
- Spinale Neuromodulation, sog. Rückenmarkstimulation (SCS)
Prognose
Wenn auch sehr lebensqualität einschränkend und teils invalidisierend nehmen die Symptome und Schmerzen bei ca. 85% der CRPS betroffenen Patient*Innen erfreulicherweise innerhalb von zwei Jahren erheblich ab.