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Facettogener Rückenschmerz
Lernen Sie mehr über häufige Schmerzerkrankungen, deren Entstehung und den Schmerzmechanismus.
Einordnung
Die Hauptursachen von Facettengelenkschmerzen sind arthrotische Veränderungen sowie gelegentlich Instabilitäten der Zygapophysialgelenke. Facettenschmerz zählt zu den häufigsten Auslösern chronischer Nacken- und insbesondere chronischer Kreuzschmerzen. Er tritt vor allem bei älteren Menschen auf und ist schwer zu diagnostizieren, da degenerative Veränderungen in der Bildgebung nicht zuverlässig mit den tatsächlichen Schmerzen übereinstimmen.
Untersuchung der Zygapophysial- (Facetten-) Gelenksarthropathie
Anamnese und Symptome
Betroffene berichten in der Regel über chronische Schmerzen im Nacken-, Brustwirbelsäulen- oder Lendenwirbelsäulenbereich. Die Beschwerden verstärken sich häufig bei Überstreckung, Rotation der Wirbelsäule oder beim Aufstehen aus dem Sitzen und können mit morgendlicher Steifigkeit verbunden sein.
Körperliche Untersuchung
Es gibt keine spezifischen klinischen Zeichen, die Facettengelenkschmerzen eindeutig nachweisen. Typischerweise zeigen sich eingeschränkte Bewegungen – insbesondere bei Extension und Rotation –, Druckschmerz über den betroffenen Gelenken sowie muskuläre Verspannungen. Manche Untersucher führen segmentale Tests der Wirbelsäule durch, darunter Bewegungsprüfungen (Flexion, Extension, Seitneigung, Rotation) sowie Palpation zur Beurteilung von Asymmetrien und Veränderungen der Muskelspannung.
Diagnostische Injektionen
Infolge der unspezifischen klinischen Befunde, gelten Lokalanästhetika-Injektionen als zuverlässigste Methode zur Diagnosesicherung. Dabei kommen entweder Medial-Branch-Blocks (MBB) oder intraartikuläre Facettengelenksinjektionen zum Einsatz. Eine deutliche Schmerzlinderung nach der Injektion spricht stark für das Facettengelenk als Schmerzquelle – allerdings können falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse auftreten.
Behandlung der Zygapophysial- (Facetten-) Gelenksarthropathie
Konservative Therapie
- Einsatz von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), Muskelrelaxanzien und topischen Präparaten
- Physiotherapie und gezielte Übungen zur Verbesserung von Beweglichkeit, Muskelkraft und Haltung
- Anpassung von Alltagsaktivitäten, ergonomische Beratung und Lebensstiländerungen
- Ergänzend können manuelle oder osteopathische Verfahren (z. B. Mobilisation, Strain-Counterstrain, Gelenkspiel) in Kombination mit Bewegungstherapie wirksam sein
- Intraartikuläre Steroidinjektionen können Schmerzen und Entzündung reduzieren, wirken jedoch nicht bei allen Patienten langfristig
- Medial-Branch-Blocks dienen sowohl der Diagnostik als auch der kurzfristigen Schmerzlinderung
Interventionelle Therapie – Radiofrequenzablation
Bei anhaltenden Schmerzen, die auf konservative Massnahmen nicht ansprechen, gilt die Radiofrequenzablation (RFA) der medialen Äste als wirksame Option. Sie kann vielen Patienten für 6 bis 12 Monate Beschwerdelinderung verschaffen. Voraussetzung sind zwei positive diagnostische Medial-Branch-Blocks im entsprechenden Segment.
Chirurgische Optionen
Eine operative Behandlung ist nur selten erforderlich. Sie kann jedoch bei therapieresistenten Fällen mit starken Schmerzen und funktionellen Einschränkungen erwogen werden, teilweise im Rahmen einer umfassenderen Wirbelsäulenoperation, wenn andere Schmerzursachen im Vordergrund stehen.
Zusatztherapien
Regenerative Verfahren wie Injektionen mit plättchenreichem Plasma (PRP) werden derzeit erforscht. Die wissenschaftliche Evidenz hierzu entwickelt sich jedoch noch.